prose poem

Life is full of secrets, big and little ones. I am fascinated by the little ones - like the following...

Niederösterreich - Supermarkt

Wie ich nicht verheiratet bin, in keiner Beziehung lebe, und auch keine Kinder habe, eigene nicht und auch keine adoptierten

Und wie es doch für Augenblicke so etwas wie „meine Familie“ gibt, meine Frau, es ist eine hübsche Frau, und mein Kind, ein lebhaftes Kind, eine Tochter

Und wie es dazu kommt in einem Supermarkt, einem Supermarkt, in dem als Hintergrund-Berieselung eine Stimme zum Kaufen animiert, und dabei betont, für die Familie, sie kaufen für die Familie

In so einem Supermarkt erwerbe ich meine Familie, und zwar an der Kassa, an der eine Frau, die besagte Frau, und ihre Tochter, meine Tochter, warten

Die Frau, die zuvor in der Getränkeabteilung des Supermarktes mit ihrer Tochter an mir und meinem Einkaufswagen vorbeigeht, im Vorbeigehen das Mineralwasser in meinem Einkaufswagen sieht und zu ihrer Tochter sagt, wir brauchen noch Wasser

Und ich Minuten später vor der Kassa ankomme, und dort schon ebendiese Frau mit ihrer Tochter steht, die beiden wie eine Familie sind, eine fast komplette, jedenfalls die dahinter stehende Frau, die mir entgegenschaut, zurücktritt, um mir den Vortritt zu lassen, und als ich nicht reagiere, sagt, gehören sie nicht dazu

Lower Austria - supermarket

How I am not married, don't live in any relationship, and also don’t have children, none from my own and also none adopted

And how there’s at moments something like "my family", my wife, a pretty woman, and my child, an active child, a daughter

And how it occurs in a supermarket, a supermarket in which as a background accompaniment a voice encourages to buy, and emphasizes, for the family, you are buying for the family

In such a supermarket I acquire my family, that is at the cashier, at which a woman, my wife, and her daughter, our daughter, are waiting

The woman, who previously together with her daughter passed me and my shopping cart at the beverage department of the supermarket, saw the mineral water in my shopping cart and is said to her daughter, we still need water

And minutes later I arrive at the cashier, and there this woman with her daughter is already waiting, they’re like a family, an almost complete one, anyway the woman standing behind them, looking at me, stepps back to make space for me, and as I don't respond, says, don’t you belong together

Wien – Balkon 

In Wien Floridsdorf, in einer Seitengasse nahe dem Bahnhof, steht, mit einem Staubtuch in der Hand, ein Mann auf einem Balkon, und, ich erschrecke: ich sitze unterhalb des Balkons auf einer Bank, beginnt, sein Staubtuch mit kräftigen Handbewegungen auszuschütteln – aufgrund günstiger Lichtkonstellation, die Sonne bescheint den Balkon, kann ich die Staubpartikel sich lösen sehen: sie treten aus aus dem Staubtuch, formieren sich zu einer Wolke – die zum größten Teil, angetrieben vom leichten Wind, zurückschwebt auf den Balkon, und durch die offene Balkontür ins Innere der Wohnung – beruhigt bleibe ich auf meiner Bank sitzen, beobachte den Wohnungsinhaber, der, er schaut gegen die Sonne, sieht nicht die Auswirkung seiner Handlung, ist zufrieden mit seiner Arbeit: er schaut vom Balkon, geht dann, mit seinem Staubtuch, zurück ins Wohnungsinnere

Vienna - balcony

In Vienna Floridsdorf, in a side alley close to the railway station, stands, with a duster in his hand, a man on a balcony, and, I’m startled: I sit below the balcony on a bench, he begins to shake out his duster with powerful gestures – because of a favorable light constellation, the sun shines on the balcony, I can see the dust particles detach themselves: they leave the duster, form a cloud – of which the largest part, moved by the soft wind, floats back to the balcony, and through the open balcony door into the inside of the apartment – calmed I remain sitting on my bench, observe the occupant, who looks into the sun, doesn’t see the effect of his action, is content with his work: he looks from the balcony, then returns, inside his apartment

Turin (Italien) – Stadtplan 

Da, sagt meine Bekannte E., die auf dem Stadtplan zeigt, da, und, weil ich zögere, noch mal, da, und ob ich das nicht sehe, da, wo sie es doch zeige

Sie es zeigt und ich schaue, doch liegen auf dem Plan alle ihre Finger, fächerförmig ausgestreckt, jeder der Fingerspitzen auf einem anderen Punkt des Planes

Welcher ihrer Finger, frage ich E., derjenige denn sei, mit dem sie zeige

E., noch immer ungeduldig, hält inne, und beginnt, sie weiß jetzt um die Unklarheit ihres Zeigens, zu lächeln

Sie zieht vier ihrer Finger zurück, so dass nur mehr ein Finger auf dem Plan bleibt und sagt, auf den einen Finger schauend, der

Turin (Italy) - map

Here, my friend E. is saying, , who is showing on the map, here, and, because I’m hesitating, again, here, and whether I don't see it, here, she is showing it

She is showing and I am looking, however all of her fingers are lying on the plan, stretched out like a fan, each of the fingertips on another point of the map

Which of her  fingers, I’m asking E., is the one, she is pointing with

E., still impatient, pauses, and begins, she knows now about the vaqueness of her indication, to smile

She withdraws four of her fingers so that only one finger remains on the plan and says, looking at her finger, this one

 

Reading of my text, Turin (Italy) - map, with Peter Waugh at Galerie Heinrich Vienna (AT)

Las Vegas (USA) – Achterbahn 

Wie der Reiseleiter über eine Frage der Touristin lacht und sagt, diese Frage wäre ihm bis jetzt von jeder Reisegruppe gestellt worden, der er diese Geschichte erzählte, die sich tatsächlich so zugetragen habe

Die Geschichte vom Rad, das ein Mann auf der Straße findet, und das nicht aussieht wie ein Autoreifen, und da blickt der Mann nach oben und er sieht die Achterbahn, und er geht mit dem Rad zum Eingang der Achterbahn, wo man seiner Vermutung, das Rad stamme von der Bahn, nicht glaubt, ihm unterstellt, er wolle sich auf diese Art freien Eintritt verschaffen, weshalb der Mann, immer noch mit dem Rad in Händen, ein Ticket kauft, und mit dem Aufzug hinauffährt, die Achterbahn ist auf dem Dach des Gebäudes, und dort die Direktion aufsucht, deren Mitarbeiter das Rad als Rad der Achterbahn erkennen und eine Notbremsung der gerade in Fahrt befindlichen Garnitur veranlassen

Jedes Mal, sagt der Reiseleiter, werde ihm, wenn er diese Geschichte erzähle, die Frage gestellt, die ihm auch die Teilnehmerin dieser Reisegruppe stellt, die Frage nach dem Ticket: ob der Mann, nachdem sich die Richtigkeit seiner Behauptung herausstellt, das Geld für die von ihm gekaufte Karte zurückerhält – wie den anderen Reisegruppen, sagt der Leiter, müsse er auch ihnen antworten, dass er es nicht wisse

Las Vegas (USA) - roller coaster

How the tour guide laughs about a tourist’s question and says, he has been asked this question by every tour group so far, to which he has told this story, which actually occurred like this

The story of the wheel, which a man finds on the street, and which doesn't look like a car tire, and the man looks up and sees the roller coaster, and he walks with the wheel to the entrance of the roller coaster, where his conjecture that the wheel belongs to the coaster is not believed, it is suspected this is a trick to get free admission, so the man, still with the wheel in his hands, buys a ticket, and takes the elevator, the roller coaster is on the roof of the building, and there he finds the management office, whose employee recognize the wheel as wheel of the roller coaster and order an emergency stop of the roller coaster in progress

Every time, the travel guide says, when he is telling this story, he is asked the question which the memer of this tour group is also asking, the question of the ticket: whether the man, after the correctness of his assertion is established, gets back the money for the ticked he bought – as he did to the other parties, the guide says, he must answer also them, that he doesn't know

Wien – Einkaufszentrum

Lehrer sind Respektpersonen

Sagt meine Tante

Wer etwas werden will

Sagt sie

Wird Bürgermeister

Priester oder Lehrer

Hatten doch Lehrer Priester und Bürgermeister

Sagt meine Tante

In ihrer Kindheit

Das höchste Ansehen

 

Und wie eine Gruppe von Schülerinnen

Und Schülern

Aus einem Wiener Einkaufszentrum kommt

Beobachtet von zwei Frauen

Von denen die eine

Zur anderen

Über den Mann am Beginn der Gruppe sagt

Das ist der Lehrer vurn

Der Glatzerte Klane

Was sagst[1]

 

[1] Wienerisch für: Das ist der Lehrer vorne, der Kleine mit Glatzkopf, was sagst du dazu?

Vienna - shopping center

Teachers are respected people

Says my aunt

Whoever wants to be somebody

She says

Becomes a mayor

Priest or teacher

However, teacher priests and mayors had

Says my aunt

In her childhood

The highest prestige

 

And how a group of schoolgirls

And boys

Are coming out of a Viennese shopping center

Observed by two women

Of whom one

Is saying to the other

About the man at the head of the group

That’s the teacher in front

The little bald guy

What do you say to that